Stefan Jelinek – einer der Begründer der Wissenschaft der elektrischen Sicherheit
Stefan Jelinek – österreichischer Arzt, Autor berühmter Illustrationen und Plakate über die Gefahren der Elektrizität im frühen 20. Jahrhundert. Viele haben diese ungewöhnlichen Zeichnungen gesehen, aber leider wissen nur wenige Menschen zumindest etwas über ihren Autor.
Der Massenverbrauch von Elektrizität in Haushalten und in der Industrie in der zweiten Hälfte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ging mit zahlreichen Verletzungen und Todesfällen durch elektrische Ströme einher. Stefan Jelinek war einer der ersten Wissenschaftler, der die Auswirkungen von elektrischem Strom auf den menschlichen Körper untersuchte.
Sein Haupttätigkeitsgebiet lag im Bereich der Betriebsmedizin, wie man damals Arbeitsmedizin und Arbeitsunfälle nannte. Er suchte nach Lösungsansätzen für das Problem der elektrischen Sicherheit, entwickelte die ersten Regeln der elektrischen Sicherheit. Seine Theorie des elektrischen Todes rettete so vielen Menschen das Leben.
Stefan Jelinek wurde am 29. Mai 1871 in eine arme Familie hineingeboren, begann Anfang der 1890er Jahre ein Medizinstudium an der Universität Wien und schloss es 1898 ab.mit einem Ph.D.
Bereits 1898 begann Stefan Jelinek mit seinen Forschungen auf dem Gebiet der Elektropathologie. Er erforschte auch Menschen, die vom Blitz getroffen wurden. Er begann mit achtzig Wiener Elektrikern und sich selbst, die Einflussfaktoren auf den elektrischen Strom zu untersuchen. Gleichzeitig beginnt er damit, alle Materialien zu sammeln, die bei Stromunfällen eine wichtige Rolle spielen.
Illustration aus Stefan Jelineks Buch
Seine Forschung zielte darauf ab, die Gefahr von Elektrizität für den Menschen aufzuzeigen. Neben der Untersuchung verschiedener Verletzungen und Todesfälle im Zusammenhang mit Stromschlägen beim Menschen – er untersuchte auch Menschen, die vom Blitz getroffen wurden – beschäftigte er sich mit der Histologie elektrischer Traumata.
Zusammen mit dem Dermatologen Gustav Riehl und dem Chirurgen Anton von Eiselsberg spielte er eine wichtige Rolle in der praktischen Behandlung von Patienten nach Stromunfällen im Wiener Krankenhaus. Er untersuchte histologische Veränderungen in Organen nach der Einwirkung von Elektrizität.
Illustration aus einem Buch von 1931.
Nachdem Stefan Jelinek umfangreiches statistisches Material zu Stromunfällen zusammengetragen hatte, veröffentlichte er die Theorie des Stromtodes, nach der er entgegen der damaligen landläufigen Meinung Wiederbelebungsversuche nach Stromunfällen empfahl. Laut Jellinek sollten Reanimationsversuche erst bei Auftreten von Funklöchern abgebrochen werden, bis sie zum Erfolg führen: „Versuchen Sie bei einem Stromunfall mit der Reanimation, bis Funklöcher auftreten, nur dann können Sie kapitulieren.“
Seine Theorie des elektrischen Todes wurde nach einem aufsehenerregenden Ereignis weithin bekannt. Im August 1924 wurde eine 30-jährige Frau mit ihrer kleinen Tochter in einer niederösterreichischen Kleinstadt vom Blitz getroffen.Eine Stunde nach dem Unfall erklärte der örtliche Arzt beide für tot. Doch dann erinnerte sich dieser Arzt an die Theorie des elektrischen Todes und beschloss, Stefan Jelineks Ideen in der Praxis zu testen.
Der Arzt begann, die Frau künstlich zu beatmen und erklärte dem Bauern, der in der Nähe war, dass er das Gleiche auch mit dem Kind tun sollte. Nach einer Stunde Anstrengung erwachten beide zum Leben. Dieser Vorfall sorgte für großes Aufsehen und machte Dr. Stefan Jelinek weltweit bekannt.
Illustration aus dem Buch „Elektrischer Schutz in 132 Bildern“
Nachdem die Universität Wien eine eigene Abteilung für Elektropathologie – die erste weltweit – eingerichtet hatte, wurde Stefan Jelinek 1928 zum Professor und 1929 zum ordentlichen Professor für Elektropathologie an der Universität Wien und der Technischen Universität (heute Technische Universität Wien) ernannt.
Dr. Jelinek war ein begeisterter Sammler. 1909 gründete er das Elektropathologische Museum, in dem er verschiedene Propagandamaterialien und Plakate zur Verhinderung von Stromschlägen sammelte. Dies trug dazu bei, die Unfallverhütungsforschung voranzutreiben. Das Museum wurde 1936 von der Universität Wien gegründet. Im Jahr 2002 befand sich die Sammlung im Besitz des Technischen Museums Wien.
Die Sammlung umfasst neben der Internationalen Plakatsammlung auch zahlreiche Zeichnungen, Grafiken, Gemälde, Plakate und Dokumente.
Plakat des Elektropathologie-Museums, um 1930:
Dieses Plakat aus Frankreich ist Teil einer umfangreichen Sammlung von 113 Plakaten aus 20 Ländern in 15 verschiedenen Sprachen. Plakate müssen vor unsachgemäßem Umgang mit Elektrizität warnen.
Das Technische Museum Wien präsentiert Elektrosicherheitsplakate von Stefan Jelinek:
Neben zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten, 1931Jellinek veröffentlichte das berühmte Buch „Elektroschutz in 132 Bildern“.
Ein paar Illustrationen aus dem Buch:
Aufgrund seiner jüdischen Herkunft musste Stefan Jelinek Österreich 1938 verlassen. Er zog nach Großbritannien, wo er bis 1948 am King's College in Oxford lehrte. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb er in Großbritannien, kehrte aber gelegentlich als Gastprofessor nach Wien zurück. Stefan Jelinek starb am 2. September 1968 in Edinburgh.